Die Show von Marco Gianni am Do, 31.10. ist krankheitsbedingt ersatzlos abgesagt. Tickets werden im Kartenbüro Neubaur zurückgenommen.  
Di, 6 Feb

12. Nacht des Fado

Silvana Peres & Carlos Leitão Ensemble
Der Blues Portugals

Wir stehen mit unserer männlichen Stammbesetzung bereits mitten im zweiten Jahrzehnt dieser Konzertreise. Carlos Leitão, geboren 1979, singt, schreibt, komponiert und spielt klassische Gitarre. Der ehemalige Top-Journalist im Fachgebiet Auto & Motorsport gewann bereits im zarten Alter von zehn Jahren die prestigeträchtige „Grande Noite do Fado“ im Lissabonner Coliseu dos Recreios in der Jugend-Kategorie. Mit elf Jahren beginnt er, Gitarrestunden zu nehmen und sich selbst und andere Fadistas zu begleiten. Über die Jahre arbeitet er neben seinem Brotberuf Journalist zuerst mit unzähligen Legenden wie Cristina Branco, Lenita Gentil, Custodio Castelo und Stars wie Cuca Roseta, Julio Resende oder Mariza, bevor er 2010 den Schritt in die musikalische Selbständigkeit wagt, den Journalismus an den Nagel hängt, seine Solo-Karriere startet und 2013 seine erste CD „Do Quarto“ veröffentlicht, mit der er im selben Jahr auch erstmals zur „2. Nacht des Fado” kommt.

Der weibliche Gast, den uns Carlos Leitão diesmal vorstellt, ist die Top-Fadista Silvana Peres. Seit 1998 Tänzerin und Dressur-Reiterin, beschloss Silvana Peres im Jahr 2008, sich voll und ganz dem Fado zu widmen. Sie begann ihre Reise an Engagements durch verschiedene Fado-Häuser Lissabons, die sie 2022 schließlich in den „Olymp“ der Szene, den „Clube de Fado“ führte. 2017 veröffentlichte sie ihre erste CD „Fado no Pe“, das vom BLITZ! Magazine als eines der zehn besten Weltmusik-Alben des Jahres ausgezeichnet wurde. In den folgenden drei Jahren tourte sie mit dem Album rund um den Planeten. Mit einem sehr starken Gefühl für andere Musikstile nahm sie 2022 das Album „Água Nova“ auf, um zu demonstrieren, dass wir alle selbst der Musik die Farbe geben können, die wir wollen. Und auch wenn es mit dem „Neuen Wasser“ sogar in Richtung Pop geht, werden wir dennoch immer den Fado wahrnehmen können. Silvana Peres bekennt sich voll und ganz zur Fusion von Fado mit anderen Musikstilen, ist aber in der Lage, immer auch den Weg in die Tiefen der Tradition einzuschlagen!

Carlos Leitão konnte mit seiner letzten, puren Fado-CD „Simples“ – mit zehn Eigenkompositionen von gesamt elf Fados –, die er im Mai 2021 in Österreich exklusiv vorgestellt hat, in Portugal, Spanien und Brasilien große Erfolge feiern. So viele Eigenkompositionen auf einer Fado-CD kommen einer Sensation gleich, sind doch die meisten aktuell gesungenen Fados Wiedergaben bestehender Texte oder vorsichtig uminterpretiert. Carlos Leitão bereichert somit das Repertoire an Fados mit zehn zeitgenössischen Kompositionen und vielleicht wird auch einer seiner Fados zum Klassiker. Die CD wurde ohne Kompromisse an moderne Strömungen in der klassischen Besetzung Konzertgitarre (Luis Pontes & Carlos Leitão), portugiesische Gitarre (Bruno Chaveiro & Henrique Leitão) sowie akkustischer Bass und Kontrabass (Carlos Menezes) aufgenommen. Gemeinsam mit seinem Bruder Henrique Leitão (portugiesische Gitarre) und ihrem engsten Freund Carlos Menezes (Akkustik-Bass) arbeitete Carlos Leitão mit fast allen Fado-Größen der Szene, bis er 2013 selbst das Album „Do Quarto“ (aus dem Schlazimmer) als Fadista aufnahm, das zu den allerfeinsten Tondokumenten des Genres zählt. Mit seiner zweiten CD „Sala des Estar“ (Wohnzimmer) und dem dritten Werk „Casa Vazia“ (leeres Haus) gelang ihm endgültig der Durchbruch als Fadista, Gitarre spielt er nur noch auf dieser Tour! Diese musikalische „Trilogie des Hauses“ war bereits eine Besonderheit in der Szene, eine Fado-CD mit ausschließlich eigenen Kompositionen eines Künstlers wie auf „Simples“gleicht aber fast einem Wunder. Der anhaltende weltweite Fado-Boom bringt immer neue Namen hervor, die es verdienen, auch gehört zu werden. Und es scheint, als ob es in Lissabon kein Ende an großen Talenten und zukünftigen Stars geben würde.

Besetzung:
Carlos Leitão – Gesang, Viola (Konzertgitarre)
Silvana Peres – Gesang
Henrique Leitão – Guitarra Portuguesa (portugiesische Gitarre)
Carlos Menezes – Baixo (akustischer Bass)

Die Geschichte des Fado
Fado ist weder Folklore noch Volksmusik, sondern Nationalheiligtum und Ausdruck des Seelenzustands der Portugiesen: der Saudade. Die Ursprünge des Fado und auch der Name liegen in einem Tanzstil, der vornehmlich von afrikanischen Sklaven in Brasilien getanzt wurde. Um 1820, nachdem Napoleons Besetzung von Portugal mit Hilfe der Briten beendet werden konnte, und die Königsfamilie aus dem brasilianischen Exil zurückkehrte, wurde auch dieser Tanz von den Matrosen nach Lissabon importiert und entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zu einer reinen Gesangsdarbietung, begleitet nur von einer klassischen spanischen Gitarre und einer Weiterentwicklung der „English Cister“. Dieses englische Instrument mit seinem hellen Klang verbreitete sich ebenfalls um ca. 1800 durch die englischen Käufer und Spediteure des Portweins. Mit weiteren Anleihen, z. B. von der indischen Sitar, wurde daraus die Guitarra Portuguesa. Ab ca. 1830 fanden Fado-Gesänge ihren Ausgang in kleinen portugiesischen Spelunken im damals düsteren und berüchtigten Hafenviertel Lissabons, der Alfama. Prostituierte, Tagelöhner, Schmuggler und Seeleute prägten das Bild der engen Gassen. Dazwischen Frauen auf der Suche nach ihren nicht mehr zurückgekehrten Männern, die ihre ans Meer verlorenen Matrosen beweinten. Auch zur Auswanderung gezwungene Familien nahmen in der Alfama einen letzten Abschied von ihren Liebsten. So wundert es nicht, dass viele Lieder des Fado von Heimweh handeln, vom Abschied, von unglücklicher Liebe, Trauern um die gute alte Zeit und der Sehnsucht nach einer besseren Zukunft. Von der Alfama breiteten sich die Fado-Kneipen auf die Viertel Mouraria und Bairro Alto aus. In allen drei Bezirken gibt es auch heute noch eine hohe Dichte an Tascas do Fado. Später vom diktatorischen Regime (1933 – 1974) vereinnahmt, galt der Fado lange Zeit als reaktionär – der großen Amália Rodrigues gelang der Spagat, einerseits dem Regime als ungefährlich zu erscheinen und andererseits zum Weltstar aufzusteigen und Fado erstmals weltweit bekannt zu machen. Von Künstlern wie Carlos do Carmo wurde er nach dem Sturz der Diktatur ab Mitte der 1970er-Jahre wiederbelebt und in die Welt hinausgetragen. Dass Fado vor allem eine Männer-Domäne war (und auch noch ist), wird von unserer nach schnell konsumierbaren Schönheiten fordernden Konsumgesellschaft gerne vergessen. Den weltweiten Siegeszug des Fado traten Mitte der 1990er-Jahre schließlich eine Armada an jungen Lissabonner Frauen und Männern an.

Website: www.weltenklang.at